Im Gespräch mit Sonja Irmler, Stellvertretende Schulleiterin und regionale Fortbildungskoordinatorin der Region Mexiko, Deutsche Schule Mexiko-Stadt Süd, Xochimilco

Sonja Irmler arbeitet im fünften Jahr als Lehrerin an der Dt. Schule in Mexiko mit den Fächern Deutsch, Biologie und Englisch, ist seit vier Jahren regionale Fortbildungskoordinatorin und ist inzwischen auch stellvertretende Schulleiterin.  

 

Inwiefern spielt in Ihrem Berufsalltag interkulturelle Kommunikation eine Rolle?

In der täglichen Zusammenarbeit mit mexikanischen und deutschen Kollegen, Eltern, Schülern und Institutionen. Diese verlangt einen ständigen Wechsel und viel Anpassung an die einzelnen Menschen und ihre Herkunft, da die Unterschiede in der Kommunikation und im Verstehen gravierend sind. Auch die Art und Weise, wie man etwas ausdrückt, ist oft eine ganz andere. Deutsche sind in der Regel viel direkter in der Kommunikation und achten mehr auf die Sache und nicht auf die Gefühle, die dabei eine Rolle mitspielen.

 

Welche persönlichen Herausforderungen hat Ihnen das internationale Leben und Arbeiten in Mexiko gebracht?

Persönlich war es für mich am Anfang sehr schwierig zu verstehen, warum meine Schüler jedes Mal dachten, wenn ich sie wegen einer Sache ausschimpfte, mag ich sie nicht mehr. Es war wirklich eine Herausforderung für mich, zu verstehen, dass die Art des Miteinanders und die Kommunikation hier in Mexiko sehr von den Gefühlen und den Beziehungen abhängen. Dies gilt für alle Bereiche, Schüler, Eltern, Ärzte, Kollegen, Behörden. Oftmals versteht man auch nicht, was Eltern oder mexikanische Kollegen einem sagen möchte, weil man nie gelernt hat, auf das indirekte in der Kommunikation zu achten. Dies kostet viel Zeit und Geduld und manches versteht man seinen Lebtag nicht…Dass hier in Mexiko, aufgrund der Verkehrssituation, aber auch im allgemeinen Umgang mit Pünktlichkeit, Termine immer verspätet eingehalten werden, Lieferungen gar nicht kommen oder erst Stunden später, obwohl von den Firmen ein Zeitpunkt angegeben wird. Man im Papierwahn ertrinkt, wenn man ein Nummernschild verloren hat und ein neues bekommen möchte, man von Behörde zu Behörde rennt und am Ende feststellt, dass die erste Anlaufstelle die richtige gewesen wäre. Das sind alles alltägliche Dinge, die man zunächst erst mal gelassen nimmt, denn es ist halt anders hier, man aber nach einem Jahr irgendwann nur noch denkt: “Das darf doch nicht wahr sein! Nicht schon wieder.” Wer über diesen Punkt nicht hinauskommt, versinkt im Nichtverstehen und fängt an, die Situation im Ausland zu hassen und kehrt dann oftmals zurück oder hält manchmal noch Jahre hier aus, obwohl er oder sie sich nicht mehr wohlfühlt.

 

Inwiefern konnte das interkulturelle Training Sie und Ihre Mitarbeiter unterstützen?

Das Interkulturelle Training schafft ein Bewusstsein für die Unterschiedlichkeiten der Kultur und hilft, oft erst Monate später zu verstehen, warum Dinge anders laufen oder was die Gründe für die Reaktionen von den Menschen vor Ort sind. Die Wahrnehmung für die eigenen Reaktionen und die Probleme im Umgang mit der anderen Kultur wird geschärft. Man beginnt sich und seine Umwelt zu reflektieren und ist in der Lage zu verstehen, warum man selber so gestresst ist. Auch beginnt man seine Kommunikation mit der Umwelt zu überdenken, achtet darauf, was und vor allem wie man etwas sagt und ist dadurch in der Lage sein Verhalten im Ausland besser zu steuern um weniger Konflikte zu bekommen und man wird dadurch in seiner Arbeit effizienter und entspannter. Ein Kollege hat 3 Monate nach dem Training gesagt: “Jetzt verstehe ich endlich, was das Ganze soll und was hier mit mir passiert.” Dem kann ich nur zustimmen, der Kulturschock trifft uns früher oder später alle, nur auf den Umgang damit sollten wir vorbereitet werden.

 

 

 

 

 

 

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